Entglobalisierung

Renaissance des Nationalstaats: Abschottung statt Integration der Weltmärkte

Die Anzeichen mehren sich, dass die Welt in eine neue Phase der Entglobalisierung und des Nationalismus übergeht.

Das internationale System wird seit mindestens einem Jahrhundert abwechselnd von Globalisierungs- und Entglobalisierungszyklen geprägt. In Zeiten der Globalisierung, z. B. den 1990er- und den frühen 2000er-Jahren, nehmen der Handel und grenzübergreifende Investitionen zu und internationale Kommunikationsnetze wachsen enger zusammen. In Phasen der Entglobalisierung ist genau das Gegenteil der Fall. Das Wirtschaftswachstum und die Innovationstätigkeit werden gehemmt und die nationale Politik bekommt Auftrieb wie in den späten 1910er- und 1930er-Jahren.

Das Welthandelswachstum verlangsamt sich derzeit, was sehr ungewöhnlich ist in Zeiten, in denen keine globale Rezession herrscht. Die G20-Staaten haben insbesondere seit der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 sehr schnell neue protektionistische Handelsmaßnahmen eingeführt. Der freie Handel wird immer mehr infrage gestellt und der Widerstand gegen neue Freihandelsabkommen wächst weltweit.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

Wenn Großbritannien den sogenannten harten Brexit durchsetzt, d. h. aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion austritt, und somit für britische Exporte wieder die Regeln der Welthandelsorganisation gelten, könnte dies weitreichende Folgen für das Land haben. Der harte Brexit könnte Großbritannien jährlich GBP 66 Milliarden kosten und das BIP Großbritanniens könnte um insgesamt 9,5 % zurückgehen.