Tiefgreifende Dekarbonisierung
Radikale Klimaschutzziele: Wenn Regierungen dem Klimawandel den Kampf ansagen
Der Druck, radikale Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zu ergreifen, nimmt immer weiter zu. Wenn wir die Erderwärmung auf unter 2°C begrenzen wollen, müssen wir unsere Emissionen bis 2030 erheblich senken. Dafür könnte die derzeit weitgehend auf Effizienz ausgelegte Politik einem neuen System weichen, in dem den Unternehmen die tatsächlichen Kosten ihrer Treibhausgasemissionen auferlegt werden. Die tatsächlichen Kosten werden auf USD 37–220 pro Tonne CO2e2 geschätzt. Für Evonik hätte das 2015 bis zu EUR 1,2 Mrd. bedeutet.
Auf politische Entscheidungsträger wird international immer größerer Druck ausgeübt, strengere Klimaschutzvorschriften durchzusetzen. Dies zeigen das Pariser Übereinkommen von 2015, das erste universelle rechtsverbindliche Klimaschutzabkommen, sowie die Politik der größten internationalen Kreditgeber, des IWF und der Weltbank. Die Weltbank beispielsweise arbeitet zusammen mit 18 Schwellenländern ein Preissystem für CO2-Emissionen aus und der IWF fordert die Einführung einer CO2-Steuer, um Defizite auszugleichen und die Zusagen von Paris zu erfüllen.
Mehrere Länder haben bereits einen politischen Wandel eingeleitet und befinden sich derzeit im Übergang zu einer „ökologischen Zivilisation“. Dieser Wandel bringt neben der Bekämpfung des Klimawandels zahlreiche weitere Vorteile mit sich, u. a. im Bereich Gesundheit. China wird beispielsweise 2017 ein Emissionshandelssystem einführen und der deutsche Bundesrat diskutiert über ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2030. Die Politik lässt ihren Worten allmählich energische Taten folgen – dies bleibt auch für die Industrie nicht ohne Konsequenzen. Sie muss sich wohl darauf einstellen, ihre Emissionen deutlich zu senken oder in die Tasche zu greifen.
BLICK IN DIE ZUKUNFT
China plant, die CO2-Emissionen des Landes bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 65 % pro BIP-Einheit zu senken.